Deutch

"Quia plus amavit"..!
+ MUTTER MECHTILDIS ALS FRAU, ALS MUTTER (AMMA), ALS SCHWESTER UND ALS LEHRERIN.

I. Avant propos

Warum ist für heute dieses Thema gewählt worden, nachdem wir zuerst versucht haben die Frau im frühen Mönchtum und in der Vita Benedicti zu entdecken?

Ich denke, nicht allein um Mutter Mechtildis, die Stifterin unseres Institutes, besser kennen zu lernen und um sie zu können erkennen als die sie ist, diese Frau, unsere Mutter, Schwester und Lehrmeisterin auf unserem Wege. Das ist auch sehr nötig, ihr Bild ist oft verzeichnet und verunstaltet worden und mehr als drei Jahrhunderte schaffen eine groszen Distanz. Das war so für mich persönlich und für mehrere Andere die ich kenne; Mère Véronique Andral hat mir geholfen darüber hinweg zu kommen und das tun noch immer soviele Andere! Auch die Vorbereitung für heute war mir kostbar in dieser Hinsicht!

Aber vor allem kann eine nähere Bekanntschaft ihrer Person uns helfen, hoffe ich, besser unseren eigenen persönlichen, ganz einzigartigen, Beruf gewahr zu werden und zu erfahren, zu lieben und dankbar zu erleben.

Wenn wir sprechen von Mutter Mechtildis als Frau, Mutter, Schwester und Lehrmeisterin, sind das Aspekte die sich nicht von einander lösen lassen, sie flieszen ineinander über; nur sind ab und zu die Akzente verschieden, kommt das eine oder andere mehr zum Vorschein..

Vielleicht können wir für jeden Aspekt einige bezeichnende Eigenschaften finden die uns helfen, sie in den Texten die wir zusammen lesen werden, zu entdecken.

Zuerst: was meint es, Frau zu sein?Das Buch Genesis ist hier ein wichtiger Urquelle: Gott hat den Menschen, Mann und Frau, gemacht nach seinem Bilde, Ihm ähnlich. Das heiszt dasz der Mensch das einzige Geschöpf ist, das um sich seinerselbst willen von Gott gewollt ist, das nur durch eine aufrichigte Hingabe seiner selbst sich völlig finden kann, dasz er/sie gerufen ist, „für" andere da zu sein, eine Gabe zu werden Die Frau ist also bestimmt, schon als Geschöpf, ein Ausdruck Gottes zu sein in ihrem ganzen Wesen. Für sie speziell gelt, dasz sie erschaffen ist als eine Hilfe für den Mann: nur in dieser Relation kann sie wahrhaft sich selbst finden und werden.

Ihre Genesis und Würde als freie Person sind am innigsten verbunden mit der Erkenntnis und Liebe die sie empfängt (vgl.Gen 2,23) und auch mit der Liebe die sie aus dieser empfangenen Liebe heraus wieder weiter verschenkt. Frau sein ist zugleich Braut sein. Der bräutliche Charakter der Relation zwischen den Personen ist schon in Genesis deutlich. Es ist nicht umsonst, dasz im Alten Testament Gott sein Volk seine Braut, seine Frau nennt! (Vgl. das Hohe Lied, die Profeten Hosea, Jesaja, Jeremia und soviele Texte die vom Bund mit Ihm sprechen). Liebe schenken ist Leben schenken: so wird sie zur Mutter (Eva = Mutter der Lebenden),Urbild und Vertreterin der ganzen Menschheit. Gott traut ihr den Menschen in spezieller Weise an. Die Sünde ist eine Relations-Bruch, eine Verletzung der Solidarität und des Vertrauens: „Das Weib das Du mir beigesellt hast, gab mir von dem Baum...die Schlange hat mich verführt..." : sie verdunkelt das Bild Gottes und beraubt es seines Glanzes.

Aber der Herrgott läszt seinen Menschen nicht im Stich: in Jesus kommt Er, um ihre Situation völlig zu teilen und sie aufs neue zu öffnen für ihre göttlichen Ur-Bestimmung. Darin gibt Er der Frau eine ganz besonderen Platz: „Feindschaft will ich setzen zwischen dir (Schlange) und dem Weibe, zwischen deinem Sprosz und ihrem Sprosz. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihn an der Ferse treffen": sie wird kämpfen gegen den Bösen, gerade als Mutter, in Maria.

Die Analogie Eva-Maria weist darauf, dasz in Maria völlig offenbart wird, was im biblischen Wort „Frau" enthalten ist. In „Mulieris dignitatem" sagt der Papst:

„Man musz insbesondere jene Bedeutung (der Analogie Eva-Maria) im Auge halten, die in Maria die volle Offenbarung all dessen sieht, was das biblische Wort „Frau"umfaszt: eine Offenbarung, die an Tiefe dem Geheimnis der Erlösung entspricht.

Maria bedeutet in gewissem Sinne das Űberschreiten jener Grenze, von der Genesis 3, 16 spricht, und das Zurückgehen zu jenem „Anfang", an dem wir die „Frau" so vorfinden, wie sie im Schöpfungswerk, also im ewigen Plan Gottes, im Schosz der Heiligsten Dreifaltigkeit, gewollt war. Maria ist „der neue Anfang" der Würde und Berufung der Frau, aller Frauen und jeder einzelnen.

Ein Schlüssel zum Verständnis dieses Geheimnisses können in besonderer Weise die Worte sein, die der Evangelist Mariä nach der Verkündigung, während ihres Besuches bei Elisabet, in den Mund legt: „Der Mächtige hat Groszes an mir getan"(Lk 1, 49). Sie beziehen sich gewisz auf die Empfängnis des Sohnes, der der „Sohn des Höchsten"und der „Heilige" Gottes ist; zugleich aber können sie auch die Entdeckung des eigenen Menschseins als Frau bedeuten. Das ist die Entdeckung des ganzen Reichtums, der ganz personalen Möglichkeiten des Frauseins, der ganzen vom Ewigkeit her gegebenen Eigenart der „Frau", so wie Gott sie gewollt hat, als eigenständige Person, die zugleich „durch eine aufrichtige Hingabe" sich selbst findet.

Diese Entdeckung verbindet sich mit dem klaren Bewusztsein von der Gabe, dem Gnadengeschenk Gottes. Die Sünde hatte gleich am „Anfang" dieses Bewusztsein getrübt, es gewissermaszen unterdrückt, wie die Worte der ersten Versuchung durch den „Vater der Lüge"anzeigen (vgl.Gen 3, 1-5). Als sich mit dem Herannahen der „Fülle der Zeit" (vgl.Gal 4, 4) in der Menschheitsgeschichte das Geheimnis der Erlösung zu vollziehen beginnt, flieszt dieses Bewusztsein mit seiner ganzen Kraft in die Worte der „Frau" aus Nazaret ein. In Maria entdeckt Eva wieder, was die wahre Würde der Frau, des fraulichen Menschseins ist. Diese Entdeckung musz ständig das Herz jeder Frau erreichen und ihrer Berufung und ihrem Leben Gestalt geben. (nr.11)

„Begnadete" ist sie: die Gnade ist die Vervollkommnung all ihrer weiblichen Eigenart. In Maria, in ihrem Bewusztsein von Gottes Gabe an ihr, entdecken wir unseren Beruf als Frau, der es ihr und uns ermöglicht teil zu haben an Jesu Sendung. Der heiliger Geist der sie überschattet, läszt sie und uns die volle Bedeutung unseres Frau-seins einsehen und bereitet uns so zur völligen Hingabe: „Fiat mihi: Mir geschehe nach deinem Wort".

Als „ancilla Domini"ist sie ein Bild des Sohnes, der Messias-Ebed (Knecht) Gottes.

„Devenir Jesus-Christ", wovon wir im November beim letzten Noviziats-treffen sprachen, heiszt für uns also: Frau werden nach dem Vorbild Mariens, die Frau die das schöpferische Wort Gottes die vollkommenste Antwort gegeben hat in ihrem: "Ecce ancilla Domini", das sie mit ihrem ganzen Leben wahr gemacht hat.

Jesus sagte: „Jeder der den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter"(Mt 12, 50). Marias Fiat ist die Teilnahme ihres persönlichen und freien „Ichs" – denn Gott respektiert immer den freien Wille des nach seinem Bilde geschaffenen Menschen – an seinem Vorhaben.

Hier, in dieser Tiefe der Selbsthingabe an jedem und an alle, die an der sehr persönlichen Begegnung mit Christus, dem Bräutigam, entspringt, können wir die Gestalt von Mutter Mechtilde de Bar ansetzen und zeigen, dasz und wie sie Frau, Jungfrau, Gottgeweihte, Mutter, Schwester, Lehrmeisterin ist. In unserer modernen Welt, die so dringend inspirierende Muster braucht, ist sie eine gewisz anspruchsvolle, aber weise und sichere Wegbegleiterin.

Die Gefühle und Worte, die in ihren Briefen durchkommen, sind eine klare Wiedergabe der Tiefe ihres inneren Lebens, die ihrer Sendung eine besondere Bedeutung gibt und sie in sehr persönlicher und suggestiver Weise Mutter sein läszt.

Mutter Mechtildis wollte das neue Leben Christi in allen Herzen erzeugen und sie fühlte sich durchdrungen von ihrer eigenen Mutterschaft, wie von einer von Gott empfangenen Sendung; sie kann sich dem nicht entziehen und zeigt den Weg mit der Autorität, die Gott ihr gegeben hat: sicher und ohne Furcht, sich zu irren.

Machen wir es kurz: „Frau" meint direkt: Geschöpf, und das enthält ihre Antwort: Demut, Empfänglichkeit, unbedingte Anhänglichkeit, Liebe, Jungfräulichkeit, Braut-sein, Schönheit ( 1 Petr 3,3-4: Euer Schmuck sei...der verborgene Mensch des Herzens mit dem unvergänglichen Schmuck eines sanften und ruhigen Geistes; das ist kostbar vor Gott!), Verletzbarkeit, Dienst, Glaube (beata quae credidisti!), Kindsein (Péguy sieht die drei göttliche Tugenden als Frauen: der Glaube als Braut, die Liebe als Mutter, die Hoffnung als kleines Mädchen!). Die Frau ist ganz anwesend bei Geburt, Tod, Auferstehung und Vollendung. Was sagt Jesus speziell zu ihr im Evangelium? „Frau, dein Glaube ist grosz; dir geschehe nach deinem Verlangen"(Mt 15, 28); „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen"(Jn 2, 4); „Glaube mir, Frau, es kommt die Stunde(...) und sie ist jetzt da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden. Denn der Vater sucht solche Anbeter."(Jn 4, 21-23); "Frau, wo sind sie? Hat keiner dich verurteilt? Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr."(Jn 8, 10 und 11); „Frau, Seh da dein Sohn"(Jn 19, 26); „Frau, warum weinst du? Wen suchst du?(...) Halte mich nicht fest(...) Geh aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich steige hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, meinem Gott und eurem Gott"(Jn 20, 15-17).

Mutter sein meint: Leben geben, mit Zartheit und Kraft hegen und pflegen, schutzen und verteidigen, ernähren, betreuen, mildern, trosten, auf die Sprünge helfen – wie Gott der „Vater" - , Weisheit und Geduld, ganz selbstvergessen für die Anderen dasein. Es meint auch: Geburtswehen, und Schmerzen um des Kindes Willen, „ein Schwert durch die Seele", doch gleich darauf „Freude, dasz ein Mensch zur Welt gekommen ist".

Schwester sein ist auch: Braut sein: wie oft sagt das Hohe Lied: Mein Schwester, meine Braut, meine Freundin! Wie Jesus, ganz von der Liebe des Vaters durchströmt, dessen Liebe für die Menschen teilt, so teilt die Braut Jesu Liebe für die Menschen, ist sie seine und ihre Schwester. Und Schwester sein meint: solidarisch sein, unverzagt, mutig, mit konkreter Tatkraft, zuverlässig, offenherzig und unbefangen das Eigene mitteilend und austauschend, intuitiv fühlen, eine mittragende Freundin sein - wie Christus unser Bruder: Nemo tam frater: keiner ist Bruder wie Er!

Lehrmeisterin sein meint: stimulieren, auffordern, herauslocken, bestärken, Verlangen wecken, sich einleben in die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Anderen und sie in ihrer Realität kennen und ernst nehmen, ein wahres Ideal bieten und zur Entfaltung bringen - wie der Hl.Geist, und nur Ihn Ausdruck verleihend. So ist sie im Grunde Prophetes.

Können wir damit in die Texten tauchen?

II. M. Mectilde, femme

Es wird sich jetzt um Texte von Mutter Mechtildis selbst handeln, und ab und zu um Fragmente ihrer Lebensgeschichte, denn sie lebte, was sie sagte (wie St.Benedikt!), und man lernt sie auch kennen aus ihr Tun!

1.Zuerst aber werden wir sie betrachten in ihrem Frau-sein und dazu uns vertiefen in einen „Traum" den sie hatte als sie noch junge Annuntiatin war, also zwischen 17 und 24 Jahr, und in dem ihr Leben als Frau, die nur für den Geliebten leben will, ihr vor Augen kommt: . M. Véronique Andral raconte :

Durant son séjour chez les Annonciades, Mère sain-Jean fit un « songe mystérieux » , qu’elle a elle-même raconté (Berrant, pp. 228ss.). Cela vaut comme anticipation symbolique de tout son itinéraire. Les biographes le citent soit au début, au milieu ou à la fin du récit de sa vie et en font l’exégèse. Il nous suffit pour le moment d’en lire le texte selon la version du manuscrit P. 101, p.33 :

« Il me sembla – raconta t’elle un jour – que j’étais dans une foire où il y avait grand nombre de boutiques enrichies de tout ce que l’on peut imaginer de plus beau et de plus précieux ; et que j’étais marchande et que j’avais une boutique qui paraissait encore plus magnifique que les autres.« Comme j’étais occupée à regarder toutes mes richesses, j’entendis un grand bruit et chacun courait en disant : « Voici le Seigneur ». Je me sentis aussitôt dans une si grande ardeur de le voir que je fis mon possible pour découvrir où il était ; et l’ayant vu qui s’arrêtait à toutes les boutiques je pensais en moi-même qu’il viendrait aussi à la mienne ; ce qui m’obligea de me tenir à l’entrée pour le recevoir, ne pouvant me résoudre d’abandonner cette belle boutique pour aller plus loin au-devant de lui.« Enfin mon Seigneur arriva, au milieu d’une grande foule de peuple ; il était vêtu d’une longue robe blanche avec une ceinture d’or, les cheveux tirant sur le blond pendaient sur ses épaules, le visage un peu long et les yeux si charmants qu’ils enlevaient tous les cœurs.« Il ne fit, à la vérité, que passer devant moi ; mais en passant il me jeta un regard si pénétrant que j’en demeurait toute transportée et vivement pressée de quitter ma boutique pour le suivre, ce que je fis dans le même moment. Je pris néanmoins dans ma robe ce qu’il y avait de plus beau et de plus facile à emporter, et je le suivis, ainsi dans la foule qui était si prodigieuse que je pouvais presque l’apercevoir.

Je ne me sentis pas seulement pressée de le suivre, mais encore obligée de marcher sur les vestiges de ses pieds. Il fallait une grande attention pour les reconnaître parmi ceux de ce peuple ; ce qui fut cause que je négligeai tout le reste et que je perdis insensiblement tout ce que je portais.« Cette populace s’étant petit à petit dissipée, je me trouvai hors de la ville, seule avec Notre Seigneur que je tâchai de suivre de plus près qu’il m’était possible. Alors je tombai : toute mon attention et ma plus grande hâte fut de me remettre sur ses vestiges.« Il me mena par des chemins très difficiles, forts étroits, tout pierreux, et pleins d’épines qui emportaient mes souliers, ma coiffure et mes habits. J’avais les bras, les mains, les pieds et tout le corps ensanglantés.

Enfin, après des peines si inconcevables, et que les ronces et les épines m’eurent dépouillées de mes habits, je me trouvai revêtue d’une robe blanche et d’une ceinture d’or comme Notre Seigneur, dans un beau chemin où je le suivais toujours de près, sans pourtant qu’il me regardât. Je pensai en moi-même : « Au moins s’il me regardait, je serais contente ! » Ensuite je me disais pour me consoler : « Il sait bien que je l’aime ! », sentant une certaine correspondance dans son Cœur au mien, comme une espèce de cornet (sic) ou conduit qui aboutissait de l’un à l’autre et qui les unissait de telle sorte que les deux ne faisaient qu’un. Après avoir bien marché à la suite de Notre Seigneur, je me trouvai dans une grande prairie où l’herbe paraissait d’or (ce qui signifie la charité) toute émaillée de fleurs, où étaient de gros moutons, la tête levée, qui ne se repaissaient que de la rosée du ciel, car quoiqu’ils fussent jusqu’au cou dans les pâturages, ils n’en mangeaient point.

Il me fut montré que ces moutons représentaient les âmes contemplatives qui ne se repaissent que de Dieu et ne se rassasient que de sa divine plénitude. Parmi ces moutons, j’en remarquai un qui était fort maigre et s’éloignait du troupeau : il s’en retirait si fort qu’à la fin il le quitta tout à fait. J’aurai bien voulu jouir du bonheur de ces âmes que ces moutons me représentaient, mais il ne me fut permis que de les regarder, et ainsi je passai outre, en suivant toujours mon divin guide. 

Il me mena ensuite dans une grande plaine, à l’extrémité de laquelle était un palais magnifique ; mais la porte était si basse et si étroite qu’à peine la voyait-on, ce qui me fit croire que jamais je n’y pourrai passer. J’en fus extrêmement affligée. Alors Notre Seigneur, qui n’avait pas fait semblant de me voir depuis ce regard qu’il m’avait jeté en passant devant ma boutique, se retourna et me regarda. Je compris en même temps qu’il fallait pour entrer dans ce palais que je fusse toute anéantie : dans le moment, Notre Seigneur entra, et moi avec lui : mais je fis tant d’efforts pour passer après lui que, non seulement ma tunique fut emportée, mais que j’y laissai ma peau, étant toute écorchée. Je me perdis en Lui, mais si perdue que je ne me retrouvai plus ».

Wir sehen in diesem Traum schon das „alles verlieren Ihm zuliebe", die Wirkung seines Blickes auf ihr und ihr Sehnen danach, die Kommunion mit Ihm in der völligen Entäuszerung, die den Weg von Mutter Mechtilde kennzeichnen.

2. Nächst dazu möchte ich euch einen Text vorschlagen vom 21en November 1696, also weniger als anderthalb Jahr vor ihrem Tod. Sie ist da ganz auszer sichselbst vor Freude um Gottes unendliche Wohlgefallen in Maria, „cette petite Colombe", die kleine Taube, „son chef d’oeuvre si bien réussi", sein so gut gelungenes Meisterwerk; eine Freude um die vollendete Frau, die sie mit Gott teilt („La joie de Dieu a fait ma joie": Gottes Freude machte meine Freude aus). Und wenn sie die innere Verfassung Marias schildert, finden wir darin die ihrige wieder, die sie so oft empfielt: ein tiefes „Zunichtewerden" in ihrer Kleinheit, vollkommene Anbetung und eine totale Hingabe und Unterwerfung an Gott („J’adore et je me soumets" waren ihre vorletzte Wörter. Nous lisons dans les Entretiens familiers :

Il faut que je vous fasse part d’une petite joie que j’ai eue ce matin qui n’a pas duré longtemps, puisque ce n’a été que depuis la sainte Communion jusqu’au retour à notre place, où heureusement une de nos sœurs m’aidait, car je crois que sans cela j’aurais eu de la peine à y retourner. Ce n’est qu’une idée ou une imagination que j’ai eu sur la fête d’aujourd’hui.

- Une religieuse lui dit : Ma Mère, vous n’avez pas laissé de voir bien des choses ?

- Elle lui répondit: "Oui, il n’en faut guère pour cela.

La joie n’est pas une chose qui me soit ordinaire, mais quoique je n’en aie point, je n’ai pas laissé d’en avoir une très sensible au sujet du mystère de la Présentation de la très sainte Mère de Dieu au Temple, où il me semblait voir la très Sainte Trinité pour ainsi dire, quoique ce terme ne soit pas propre, dans l’admiration, et toute transportée hors d’elle même à la vue de cette petite colombe si belle et si parfaite, parce que jusques alors il ne s’était rien vu sur la terre qui en approcha. et le Père Eternel n’avait encore rien vu hors de lui-même de si beau, ni de si parfait que cette petite créature, l’Humanité sainte du Verbe n’étant pas encore formée. Il en fut charmé à notre façon de comprendre. Car je sais que le transport et l’admiration marquent une surprise dont Dieu ne peut être capable, mais je me sers de ces termes pour m’expliquer. Il me semblait donc voir la très Sainte Trinité tout appliquée à la considérer, y prenant un plaisir infini. On peut lui appliquer ce qui est dit dans le Genèse, et à plus juste titre, qui est dans la création du monde, Dieu ayant considéré ses œuvres, il vit qu’elles étaient bonnes, parce qu’ici c’est le chef d’œuvre de ses mains. C’est pourquoi il ne la trouve pas seulement bonne, mais très parfait, très excellente, et très digne de lui. Il se complait dans son œuvre, s’applaudissant lui-même d’avoir si bien réussi dans ce chef d’œuvre de grâce et de nature, car jusques alors il n’avait vu ni reconnu en aucune créature ses perfections divines. Mais il les trouve toutes admirablement bien représentées dans l’âme de la très Sainte Vierge, que toute la très Sainte Trinité avait enrichie de tous les dons et les grâces qu’une pure créature peut être capable, excepté de lui donner sa divinité. Et on peut dire en une manière qu’il ne pouvait rien faire de plus grand, mais non pas généralement parlant, car la puissance de Dieu étant une puissance infinie, il ne la faut jamais borner.

Jusques alors il n’y avait point eu de sacrifices ni de victimes agréables à Dieu. Tout avait été corrompu par le péché et si Adam avait été créé en grâce, il n’y avait guère persévéré. Le péché avait tellement défiguré l’image de Dieu qu’elle ne se retrouvait plus dans aucune créature. C’est pourquoi le plus grand plaisir que Dieu a eu dans cette pure et innocente créature a été de se retrouver en elle. Il s’y est vu comme dans un miroir, et voilà ce qui l’a charmé, et rempli d’admiration, et la joie qu’il en a eue a été si grande, que quoiqu’elle soit son ouvrage, il la regarde aujourd’hui comme autant de complaisance que s’il ne l’avait jamais vue. Toute la très Sainte Trinité s’est écoulée en elle avec une telle plénitude de grâces qu’il fallait une capacité telle que celle que Dieu lui avait donnée pour les contenir toutes.

Le Père la regardant et l’aimant, comme sa fille, le Fils qui ne s’est point encore incarné, étant aussi grand et aussi puissant que lui, ne lui devant rien, voyant le plaisir que Dieu son Père prenait dans cette petite créature, dit en lui-même : si une pure créature est capable de lui donner tant de plaisir, que sera-ce donc de celui qu’il recevra par mon humanité ? Je me ferai homme afin de lui donner un plaisir et une joie infiniment plus grande que celle qu’il reçoit aujourd’hui. Et il la regarda dès ce moment comme celle qui devait être sa mère, le Saint Esprit comme son épouse, et en ces trois qualités elle fut comblée par les trois divines Personnes. La joie de Dieu a fait ma joie dans cette rencontre. »

Das war ein groszer Sprung: von Anfang zum Ende, aber es gibt einen langen Weg dazwischen. Den wollen wir nachher betrachten.

III. M. Mectilde, « mère »

Wir haben Mutter Mechtilde als Frau betrachtet , laszt uns jetzt sehen wie sie Mutter ist.

Maria war für sie die Mutter die ihr Jesus gab und die sie, Mechtilde, an Jesus gab. Nach ihrem Bilde ist Mechtilde für uns Frau und Mutter (und wie wir noch sehen werden, Schwester und Lehrmeisterin).

Auch begegnen wir der Idee der Mutter am Anfang und am Ende ihres Lebens.

Als sie noch ein kleines Mädchen war, fragte sie ihre schwerkranke Mutter: „Bitte, wenn du ins Paradies gehst, grüsze die H. Dreifaltigkeit von mir und erbitte für mich die Gnade, Ordensschwester werden zu dürfen. Darauf sollst du dich zur Heiligsten Jungfrau wenden und sie bitten, dasz sie mich unter ihren Schutz nehme und meine Mutter sei".

So waren auch die letzten Wörter Mutter Mechtildis an ihre Töchtern: „Sagen Sie ihr (meine Töchter, die weinend um ihr Bett versammelt waren), Pater, dasz ich sie bei mir weisz und dasz ich sie immer bei mir wissen werde. Dasz sie sich gänzlich in den Armen der Heiligsten Jungfrau werfen".

Eine Wahl von Texten die Mère Véronique Andral zusammen suchte unter dem Titel „Le visage d’une Mère" schildert sie lebendig und schön als Mutter für die ganze Gemeinschaft, wie auch die Seiten 73-77 von „Adorer et adhérer"; wir werden nachher darin lesen.

Aber erst möchte ich mit euch eine Reihe Briefen durchnehmen, in denen wir nachgehen können, wie sie mütterlich auch einer einzelnen Schwester nahe ist, viele Jahre hindurch. Mütterlich als Mutter/Amma, wie der Titel unserer Uberlegungen sagt, denn die Mutterschaft im Klosterleben hat eine ganz eigene Farbe.

Es handelt sich um ihren Briefwechsel mit Françoise Charbonnier, wie das Mädchen hiesz als unsere Mutter sie kennen lernte, noch bevor sie 1665 in Toul eintrat: wir haben noch das Register in das die Mutter sie eingeschrieben hat als Mitglied der „Association de l’Adoration perpétuelle" am 30.Januar 1665 ; ihre Zeit war: täglich von 3 bis 4 Uhr).

Wir finden diese Briefen (in denen wir uns selbst angesprochen fühlen können!), in Lettres inédites, p. 225, 229, 245,247, 251,257, 262,264,267, 271,273,277, 285, 289, 306, 319,350, 363,367, 368, 370. Bleiben Sie ruhig, jetzt werden nicht all diese 21 Briefen an die Reihe kommen! Nur eine Wahl daraus. Aber es lohnt sich, nachher mal die ganze Folge zu lesen!

Unsere Françoise wurde in 1642 in Saint-Mihiel geboren. Am 24 März 1665 trat sie in Toul ins Kloster ein, wo sie am Ostermontag 6 April 1665 ihr Noviziat begann, dasz damals ein Jahr dauerte: am 15.en Mai 1666 machte sie Ihre Profesz. In März 1685 wurde sie Priorin des zweiten Klosters von Paris (rue St.Louis), wo sie in 1709 (oder 1710?) nach 24 Jahr Priorat starb.

Das erste Brieffragment ist vom März 1665: (L.I.p.225)

„Mit Recht trete ich mit Ihnen zusammen ins Opfer ein, denn Gottes Vorsehung hat mir für Sie das Inneres (buchstäblich: den Schosz, das Eingeweide, wie der Bibel das innige Erbarmen Gottes nennt) einer Mutter gegeben und ein Herz voller Zuneigung. Es gehört also irgendwie zu meiner Aufgabe, Sie darzubringen und in geistlicher Weise das zu tun, was die Mutter des Meliton tat, als sie ihr geliebtes Kind ins Amphitheater trug, damit dort um der Liebe zu Jesus willen gebrochen und zerstückelt zu werden. (Meliton war der jüngste der 40 Märtyrer von Sebaste in Armenien).

Von ganzem Herzen mache ich mir die innigen Zartheit der Mutter zu eigen, die ich für Sie sein darf nach dem Willen unseres Herrn. Ich empfange Sie nicht nur im Hause des Heiligsten Sakramentes, sondern in mir selber: und mit Mut bringe ich Sie dar und opfere Sie meinem anbetungswürdigen Heiland Jesus Christus, der das einzige Motiv dafür ist, dasz Sie alles verlassen, was Sie am meisten in dieser Welt lieben, um seine Victima zu werden und Ihr Leben in seiner Liebe aufzuzehren und zu vollenden (das französische verbum consommer zieelt ab auf die beiden Bedeutungen und besonders auf Jesu letztes Wort: Consummatum est).

Hier, in diesem Entschlusz, brauchen Sie alle Kraft und Groszmut Ihres Herzens, um sich Ihm hinzugeben, der Sich selber ohne irgendwelchen Vorbehalt ganz für Sie hingegeben hat und sich Ihnen immerfort ohne etwas zurückzubehalten, schenkt. Sie erfahren das, wenn Sie die hocherhabene Eucharistie empfangen.

Es ist nur recht, dasz Sie Ihm mit Liebe auf seine Liebe antworten, mit dem Leben auf sein Leben und mit dem Tod auf seinen Tod. Gibt es im Christenleben etwas Herrlicheres, als ganz Jesus zu gehören und sich ganz für Ihn zu verzehren?

Das zu tun, haben Sie unternommen und das sollen Sie bis zum Tod fortführen. Deshalb sind Sie den heiligen Ordensstand eingetreten.

Ja sicher, ich stehe ein für Sie, dasz Sie kein anderes Motiv haben als Gott zu gefallen, als Jesus Christus zu folgen und für seine Liebe und aus Liebe zu Ihm zu sterben, indem Sie sich mit Ihm hingeben. Ihr Eintrittstag ist gleichzeitig der Tag der Menschwerdung Jesu, der Tag seines Eintretens in den Schosz seiner glorreichen Mutter, wohin sein erster Weg Ihn führte, als Er von seinem Vater ausging, um in die Welt zu kommen. Er trat ein in einen unermeszlichen Abgrund der Erniedrigung vor der Majestät seines Vaters. Er bietet Sich Ihm an, um Bürge zu sein für die Sünder und der göttlichen Gerechtigkeit genugzutun. Er tritt in einen Zustand der Demütigung und andauernden Leidens ein; vom Augenblick an als Er Mensch wird, ist Er sogleich Opfer; schon von Anbeginn der Welt an ist Er geopfert und Er opfert Sich selber und stirbt am Kreuz. Dahin, meine liebe Françoise, sollen Sie Ihm folgen.

(...)

Machen Sie keine Schritte zurück! Ich liefere mich unserem Herrn aus, um für Sie zu bürgen und um Ihnen immer Ihre arme und sehr unwürdige Mutter zu sein, die für Sie alles hat, was Sie sich von einer Mutter wünschen können. In Ihrem Herzen kämpfen Verlangen, Furcht, Liebe und Schüchterheit miteinander; werfen Sie sich mit Haut und Haaren ganz in die Arme unseres Herrn; wollen Sie nichts für sich, sondern alles nur für Ihn. Er wird für Ihre Führung sorgen und für alles Übrige. Ich bitte Ihn, Ihre Stärke zu sein.

Wenn Sie durchhalten, wird es mir eine grosze Freude sein, Sie dem ewigen Vater darzubringen mit seinem Sohn Jesus Christus am Tag, an dem die Liebe Ihn opfert im eucharistischen Geheimnis und Ihn zum Victima der Welt macht, indem Er sein Blut in mystischer Weise auf dem Altar vergieszt, um für uns Barmherzigkeit zu erlangen, und indem Er es auch über unseren Herzen ausgieszt um uns in seiner Liebe zu verzehren und vervolkommnen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie an diesem groszen und wundervollen Tag, an dem Gottes Liebe alles verschenkt was sie zugunsten des Menschen und besonders zugunsten Ihrer Seele vermag, nach Ihren Möglichkeit erwidern mit Liebe für Liebe, Leben für Leben und Tod für Tod. Hab Mut also, meine Françoise: bringen Sie mutig Ihr Opfer dar." 

Sie sehen, die zarte Mütterlichkeit unserer Mutter ist nie süszlich, fade, sie ist spirituell und sucht ihre Tochter zu führen, bei zu stehen, zu korrigieren in den Schwierigkeiten des Weges. Sie passt sich ihrer Tochter an, aber sie findet sich nicht ab mit dem Ideal, dem sie nachstreben soll: sich in Gott zu verlieren.

Ihre geistliche Mutterschaft und ihre Weise, eine anspruchsvolle und gestrenge Erzieherin zu sein und sich zugleich ganz dieser Ihren Tochter zu geben, enthält nicht nur Unterricht in einer Lehre die Einsicht verschafft; sie schafft freien Raum für die Gnade und dazu deckt sie die heimlichen Fallstricken der Eigenliebe auf, die die Aufrichtigkeit, die Offenherzigkeit und Folgsamkeit hindern und verstecken möchten, in der Schwester, die sich ihr anvertraut, um ihr Wort zu empfangen und in ihrem eigenen Leben durchzusetzen.

Mutter Mechtildis hat immer das gröszte Vertrauen in ihre Tochter, nie verliert sie die Hoffnung, denn Gott ist der Herr des Unmöglichen, mit Ihm ist nie etwas verloren und nie ist es zu spät.

Wenn Mutter-sein die höchste Würde ist für eine Frau – denn so ist sie aufgenommen in Gottes schöpferische Werk, wo Er das Leben gibt an einem neuen Wesen, erschaffen nach seinem Bilde –, dann ist Mutter Mechtildis wahrlich Mutter: sie verlangt so leidenschaftlich dasz ihre Kommunitäten durch eine tiefe, schwesterliche Liebe umgeformt seien in zarte Familien, wo jede Schwester die Reife ihrer Berufung erreichen kann in einem Klima von Frieden und Harmonie.